Kennzahlen als Steuerinstrument in der Produktion

11. August 2020|Allgemein|
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Mit welchen Kennzahlen erreicht man das beste Ergebnis in der Produktion?

Ob die Produktion mit einem straffen Shopfloor Management (LINK) aktiv geführt wird oder die Produktionsleitung lediglich über ein mitlaufendes, mglw. schichtaktuelles Reporting Tool die Leistung der Produktion kontrolliert: Stets stellt sich die Frage, mit welchen Kennzahlen man den optimalen Überblick behält.

Warum Kennzahlen in der Produktion? 

Kennzahlen in der Produktion machen das Arbeitsergebnis täglich sichtbar. Während die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ein Abbild der vergangenen Arbeits- oder Abrechnungsperiode darstellen, zeigen Kennzahlen in der Produktion den aktuellen Stand und geben einen Hinweis auf die Entwicklung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen von morgen. Sie bieten Anhaltspunkte für die Gesundheit einer Produktion und liefern Hinweise für notwendige Aktionen. Es gibt jedoch nicht DAS Kennzahlen-Set, und so können erhobene Kennzahlen auch rein informativen Charakter haben, ohne effektive Indikatoren für den Zustand der Produktion zu sein. Solche Kennzahlen kann man durchaus erheben, wenn sie lediglich statistischen Zwecken dienen sollen, zum Führen und Kontrollieren können sie jedoch ungeeignet sein. Darüber hinaus gibt es Kennzahlen, die als Indikator und zum Vergleich vor großen Veränderungen interessant sein können, die operativ jedoch keine Bedeutung haben.

Daraus ergibt sich die Forderung, dass Kennzahlen relevant und zum operativen Führen und Steuern geeignet sein müssen.

Kennzahlen können in jedem Unternehmen anders sein. Damit Führungskräfte die aktive Arbeit mit ihnen unterstützen, ist es ratsam, diese Kennzahlen gemeinsam mit den Führungskräften in der Produktion zu erarbeiten. Im allgemeinen können Sie sich bei der Auswahl Ihrer individuell auf Ihre Produktion zugeschnittenen Kennzahlen am Toyota Kennzahlensystem orientieren. Diese Orientierung ist keine reine Automotive – Systematik, sondern sie wird lediglich vielfach zitiert, da sie einen guten Überblick über die Notwendigkeiten und ausreichend Anhaltspunkte für die aktive Führung einer Produktion gibt.

Die Toyota Kennzahlensystematik

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Beispiele für abzuleitenden Kennzahlen:

  • Sicherheit
    • Arbeitsunfälle je Zeiteinheit
  • Qualität
    • Ausschuss, Reklamationen allgemein
    • ppm (defect Parts per Million, zB. 3,4 ppm als Orientierung)
    • COPQ (Cost of poor Quality)
    • DPMO (Defects per Million Opportunities)
    • FPY (First Pass Yield)
  • Ablieferung
    • Output Menge (Stück oder andere beliebige, auf Ihr Unternehmen passende Maßeinheit im Falle einer Serienproduktion)
    • OTD (On Time Delivery) Liefertreue (je Tag messbar) für die Produktion
    • Liefertreue für zB. Gruppen oder Abteilungen in der Fertigung für den nachfolgenden Fertigungsschritt
    • Overall Equipment Effectiveness (OEE)
    • Cpk, ppk (Prozessfähigkeit)
    • PCE (Process Cycle Efficiency)
    • Summe Rüstzeiten
    • Summe effektive Maschinenlaufzeit
  • Kosten
    • Kosten für Fehlerbeseitigung
    • COPQ (Cost of poor Quality)
    • Werkzeugkosten
    • sonstige Extrakosten, wzB. Instandsetzungskosten
    • Stillstandzeiten
  • Mitarbeiter
    • Krankenstand
    • Fehlzeiten
    • Urlaube

Ihre Kennzahlen, wofür die vorgenannte Kennzahlen – Systematik Anhaltspunkte bieten kann, sollten mindestens Rückschlüsse auf die Entwicklungen in den Bereichen

  • Leistung
  • Qualität
  • Mitarbeiter

zulassen.

Wichtig ist hier, für die jeweilige Abteilung oder auch die gesamte Fertigung, nicht zu viele Kennzahlen zu erstellen, denn die Kennzahlen sollten täglich gesichtet und daraus Maßnahmen mit zeitlichem Ziel und klaren Verantwortlichkeiten abgeleitet werden, siehe auch SFM (BLOG)

Bedenken Sie bei der täglichen Arbeit, dass die Kennzahlen ggf. der Interpretation unterliegen (müssen), so zB. kann ein permanent erhöhter Krankenstand ein Hinweis auf schlechtes Arbeitsklima oder allgemein schlechte Motivation, unter Umständen auf ein gestörtes Verhältnis zur Führungsebene hindeuten, ein gesunkener Output kann saisonale Gründe haben, sehr hohe Qualitätskosten möglicherweise einem Einzelereignis zugeordnet werden oder eine gesunkene Liefertreue aus verspäteter Materialanlieferung resultieren.

Die Kennzahlen müssen täglich frisch aufbereitet und ausgewertet werden, andernfalls laufen Sie den Ereignissen in der Produktion hinterher und z.B. die Liefertreue kann komplett aus dem Ruder geraten, weil sie beeinflussende Faktoren zu spät erkennen und nicht rechtzeitig gegensteuern können. Eruieren Sie zwingend die Gründe für einen Einbruch einer Kennzahl und beseitigen Sie diese nachhaltig, damit Sie nicht schon morgen wieder mit den gleichen Problemen und Folgen konfrontiert sind. Achten Sie hier auf entsprechende Datenverfügbarkeit und den Aufwand, der hier für Ihre Mitarbeiter anfallen kann.

Wenn entsprechende Daten nicht tagesaktuell verfügbar sind, ist die Lösung nicht der Verzicht, sondern die Einführung entsprechender Möglichkeiten. Ohne die aktive Arbeit mit Kennzahlen ist ein Produktionsunternehmen heute nicht mehr überlebensfähig, da jede Möglichkeit der zielgerichteten Verbesserung und die Analyse der Wirksamkeit fehlt.

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Eindringlich möchte ich vor der ersatzweisen Einführung so genannter Shopfloor – Runden (im Gegensatz zu Shopfloor Management) warnen, auf der gleichen Qualitätsstufe sei auch gleich das betriebliche Vorschlagswesen als Alternative zum  KVP genannt. Beides sind keine zielgerichteten Maßnahmen, die messbar, kurzzyklisch und systematisch Einfluss auf die Entwicklung der Produktion und somit planbar auf das Betriebsergebnis nehmen können.

Zwar können aus beiden Gremien durchaus wertvolle Impulse hervorgehen, die Notwendigkeit zur Umsetzung, die termingebundene Abarbeitung und der kurzfristig messbare Einfluss sind jedoch nicht gegeben. Man hat das subjektive Empfinden, das Richtige zu tun und informiert zu sein – in Wirklichkeit jedoch wird man regelmäßig mit belanglosem Geschwafel und Ausreden konfrontiert, die wertvolle Zeit aller Anwesenden kosten.

Arbeiten Sie systematisch und faktenbasiert, machen Sie Ergebnisse und Fortschritte messbar. Erst das bringt Transparenz in die Fertigung und in Ihre Führungsarbeit. Visualisieren Sie unbedingt die Entwicklungen auf Basis der Kennzahlen, so sind Trends schneller sichtbar.

Berücksichtigen Sie, dass die Auswahl der Kennzahlen der Produktion angemessen sein muss. Es macht möglicherweise wenig Sinn, in einer Einzelteil- oder Kleinserienfertigung Kennzahlen wie DPMO oder PCE einzuführen. Wählen Sie hier einfache Varianten, die Ihnen angemessen erscheinen, so zum Beispiel die Summe der Rüstzeiten je Tag oder die Abweichungen zu den Produktionszeitvorgaben in % als Start. Gerade diese Kennzahl bietet interessante Einblicke in die Qualität und Aktualität der Produktionsplanung und der Fertigungsunterlagen.

Visualisierungen, z.B. Charts für jede Kennzahl haben eine motivierende Wirkung und es ist für Führungskräfte und Mitarbeiter einfacher, den notwendigen Fokus zu erkennen.

Lesen Sie gern mehr in meinem BLOG oder tauschen Sie sich mit mir über das gesamte Spektrum der effizienzsteigernden Maßnahmen in Produktionsunternehmen aus.

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