Voreingenommenheit in der Unternehmenssanierung: Eine Gefahr für den Erfolg

15. März 2025|Allgemein|

Wenn man als Interim Manager in die Sanierung eines Unternehmens eintritt, ist es entscheidend, mit Offenheit und einer breiten Perspektive an die Herausforderung heranzugehen. Voreingenommenheit kann nicht nur wertvolle Lösungsansätze blockieren, sondern auch die gesamte Sanierung scheitern lassen.

Sehr oft laufen die Vorgespräche zu meinen Aufträgen nach einem bestimmten Muster ab. Mein Managerprofil mit den bisherigen Aufgaben und Erfolgen haben die Kunden im Vorfeld bekommen. Meine Homepage kennt jeder (sollte jeder kennen 😉 ). Über mich und meine Arbeitsweise kann man sich umfassend informieren, auch im Internet. So bleibt es meist nur kurz bei der Vorstellung meiner Person, denn nicht ich bin der Mittelpunkt im Gespräch mit den Kunden, sondern seine Nöte und mögliche Herangehensweisen. Nachdem sich im üblichen Teams Meeting jeder der Teilnehmenden vorstellt hat, bitte ich die Kunden, mir ihr Problem aus ihrer Sicht zu schildern. Fast immer wissen die Kunden auch, wo die Ursache liegt.

Überraschenderweise klingen in dieser Phase alle ähnlich:

„Herr Graf, ich habe von meinem Büro aus einem wunderbaren Blick in die Fertigung. Ob Sie es glauben oder nicht: Ich sehe permanent Mitarbeiter herumstehen oder sich unterhalten. Meine Führungskräfte sind zu schwach. Ich bin sicher, dass sich mit einer externen Führung Arbeitskräfte einsparen lassen.“

Nach einer kurzen Orientierungsphase im Mandat stellen sich die vorhandenen Probleme jedoch meist sehr vielschichtig dar. Wer hier nach einem kurzen Blick aus dem Fenster die Lösung für alle Probleme in der Mitarbeiterreduktion sieht, der kann sich von Fall zu Fall durchaus auf einem Irrweg befinden. Natürlich finde ich in den Kennzahlen oft auch bestätigt, was ich sehen will (<– Hier fängt der Fehler schon an):

Wenn die Kosten nicht zum Umsatz passen, scheint der Fall für das einfache Gemüt relativ klar.

  • Was aber, wenn die Auftragslage eigentlich gut ist, man die Aufträge aus verschiedenen Gründen nur nicht termingerecht abarbeiten kann? Was, wenn die installierte (Maschinen-) Kapazität gar nicht vollständig genutzt wird? Sie merken, während Sie mitdenken, dass der vorgehende Satz ein unendliches Spektrum an Möglichkeiten eröffnet.
  • Der andere, durchaus auch übliche Fall ist der mangelnde Blick für den Markt: Bieten wir, was der Markt braucht?
  • Was macht unsere Produkte teurer als die des Wettbewerbs?
  • Gibt es Marktpotenziale (oder Märkte), die wir bisher nicht erschlossen haben?
  • Wie entstehen denn die Preise in meinem Unternehmen? Auch über das, was man hier regelmäßig erlebt, könnte man ein Buch schreiben.
  • Basiert die Kalkulation auf den aktuellen und tatsächlichen Kosten? Tatsächlich hatte ich schon einen Kunden, der seine Kalkulationen durch mehrere Instanzen zur Überprüfung geschickt hat und trotzdem hat man unterm Strich kein Geld verdient. Die Ursache? Seit 7 Jahren keine Kosten im Kalkulationsschema aktualisiert.
  • Was sagt denn die Nachkalkulation meiner Aufträge? Habe ich denn überhaupt eine, um mögliche Kostentreiber zu identifizieren und aus meinen Fehlern zu lernen? Wie sieht diese denn konkret aus?
  • Kalkuliere ich an einem Standard-Modell meiner Produkte nach, das für viele Fälle nicht repräsentativ ist, weil ich keine entsprechenden Rückmeldesysteme über alle Kostenstellen installiert habe?

Das Risiko der eingeschränkten Sichtweise

Es gibt eine bekannte Metapher:

„Wenn das einzige Werkzeug, das man hat, ein Hammer ist, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.“

Diese Denkweise ist in der Unternehmenssanierung besonders gefährlich. Wer nur ein bestimmtes Sanierungskonzept kennt und dieses auf jede Situation anwendet, übersieht oft alternative Lösungsansätze, die vielleicht effektiver wären.

Ein besonders verbreitetes Beispiel für diese eingeschränkte Sichtweise ist die reflexartige Konzentration auf die Reduktion von Mitarbeiterzahlen. Häufig wird diese Maßnahme als der schnellste Weg zu Kostensenkungen gesehen. Doch dabei wird oft übersehen, dass eine zu drastische Reduzierung der Belegschaft zu einem Verlust wichtiger Kompetenzen führen kann. In einigen Fällen endet eine solche Strategie in einer Handlungsunfähigkeit des Unternehmens, weil entscheidende Prozesse nicht mehr aufrechterhalten werden können.

Statt sich vorschnell auf Personalabbau zu konzentrieren, sollten verschiedene Ansätze geprüft werden: Gibt es ungenutzte Marktpotenziale, die durch eine geschickte strategische Neuausrichtung erschlossen werden können? Gibt es Optimierungsmöglichkeiten in der Preisgestaltung oder in der Produktpalette? Können Prozesse effizienter gestaltet werden, um Kosten ohne drastische Personaleinschnitte zu senken? Diese Fragen sind essenziell, um nachhaltige Lösungen zu finden.

Strategien zur Vermeidung von Voreingenommenheit

  1. Unvoreingenommene Bestandsaufnahme:Jeder Sanierungsprozess sollte mit einer detaillierten und objektiven Analyse beginnen. Dabei hilft es, nicht nur interne Daten zu analysieren, sondern auch Gespräche mit Mitarbeitern aller Ebenen zu führen. Oft liegen wertvolle Hinweise in Bereichen, die auf den ersten Blick irrelevant erscheinen.
  2. Vielseitige Werkzeuge nutzen:Erfolgreiche Restrukturierung erfordert ein breites Spektrum an Methoden. Finanzielle Restrukturierung, operative Verbesserungen, kultureller Wandel oder strategische Neuausrichtung – all diese Ansätze sollten in Betracht gezogen werden. Wer sich nur auf einen einzigen Weg verlässt, läuft Gefahr, an einer einseitigen Lösung festzuhalten.
  3. Externe Perspektiven einholen:Sparringspartner oder Branchenexperten können helfen, Betriebsblindheit zu vermeiden. Ein externer Blickwinkel kann Schwachstellen und Möglichkeiten aufzeigen, die intern übersehen wurden.
  4. Flexibilität bewahren:Interim Manager sollten bereit sein, ihre Annahmen immer wieder zu hinterfragen. Ein agiler und lernbereiter Ansatz ermöglicht es, sich auf neue Erkenntnisse einzustellen und die Strategie entsprechend anzupassen.

Fazit: Erfolg durch Offenheit und Vielfalt

Eine erfolgreiche Unternehmenssanierung erfordert Weitsicht, Flexibilität und die Bereitschaft, sich von gewohnten Denkmustern zu lösen. Wer voreingenommen an eine Sanierung herangeht und nur einen begrenzten Werkzeugkasten nutzt, wird nicht das volle Potenzial der Restrukturierung ausschöpfen können. Der beste Weg zum Erfolg ist ein offener, analytischer Ansatz, der alle relevanten Möglichkeiten berücksichtigt.

Wenn auch Sie an einem nachhaltigen Ansatz für Ihr Unternehmen interessiert sind, der wirklich auf die Ursachen abzielt, dann kontaktieren Sie mich sehr gern.

Ich bin persönlich ab Juni für ein neues Projekt offen – nutzen Sie die Chance.

Danny Graf, MBA – erfahrener Interim Manager und OPEX Experte für Ihren Erfolg.